
Es wird gesagt, dass Anfang November die Grenzen zwischen dem Totenreich und den Lebenden sich fast auflösen. Zum keltischen Neujahr sind die Toten uns besonders nah. Aber was ist, wenn wir über die Taten der Peiniger noch nicht weggekommen sind und uns das Trauma noch in den Knochen sitzt? Die Hinterlassenschaften können lange währen, aber auch davon ist eine Heilung möglich. Außerdem gibt es auch noch die Menschen, die unsere Potentiale gesehen haben, und die wir feiern können. Sie haben uns reich beerbt, wenn sie inzwischen tot sind. In jedem Fall haben sie uns reich beschenkt, als sie uns gesehen haben.
Totenfeiern als Allerheiligen, Allerseelen, Halloween, Samhain und ‚día de los muertos‘
Anfang November ist das traditionelle Gedenken an die Toten. Allerheiligen, Allerseelen, Halloween, Samhain und der ‚día de los muertos‘, groß gefeiert in Mexico. Diese Feiertage haben mit den Verstorbenen zu tun und auch mit denen, deren Zeit noch nicht zum Sterben gekommen ist. Nur die Lebenden sind in der Lage und können Totenfeste feiern.
Geschichten zu den Toten und traumatische Erinnerungen an einen Vater
Mir fallen Geschichten ein, z.B. vom morbiden Wien, dass in hellster Aufregung war, als Zita von Habsburg zu Grabe getragen wurde. So erzählte mir das ein Wiener, der zufällig an dem Tag am Westbahnhof angekommen war, nach einem längeren Aufenthalt in Zürich. Oder der Spruch: Das Leben ist lebensgefährlich. Meine Mutter sagte: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Meiner heutigen Erfahrung nach stimmt das nicht 🙂 , aber ihre Ansage hat den Zweck erfüllt, dass ich manchmal Angst überwinde und abtun kann.
Die letzte Geschichte, die mir dazu einfällt und die ich hier erzählen will, handelt von einer Überlebenden. Ich nenne sie hier Babette. Ihr Vater war gestorben und sie wollte eine kurze Zeit allein sein mit seinem Sarg. Sie sage zu seinem toten Körper, dass er die Leiden und den Schmerz, den sie mit ihm verband und den er ihr zugefügt hatte, mit unter die Erde nehmen soll. Sie befahl es ihm.
Babette hoffte, dass das mit ihm Erlebte mit begraben würde – und sie diese schlimmen Erinnerungen und Traumata mit seinem Ableben endlich los wird. Das alles sollte ebenfalls unter die Erde kommen und mit ihm begraben werden. Es war ihr wichtig, das zu seinem toten Korpus zu sagen und ihm dieses Leid mit auf seine Reise zu geben. Sie sah darin eine Chance, ihren Ballast abzuwerfen.
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Trauma, die Erinnerung an das Grauen und das Allerschlimmste – Re-Traumatisierung vermeiden
Eine Aussprache vor seinem Tod war nicht möglich. Er war Trinker, Alkoholiker, und am Ende seines Lebens nicht ganz bei Sinnen. Außerdem hätte er es auch nicht verstanden, was da von ihm gewollt wird. Aber das Herausfordernste wäre gewesen, ihm das zu präsentieren. Vielleicht wieder von ihm verletzt zu werden, diesmal nur psychisch. Wieder mit der Situation überfordert sein, wieder ohnmächtig nichts gegen ihn machen können. Das hätte genauso weh getan wie damals.
Trauma bedeutet Wunde, sagt Michaela Huber – und mit der Konfrontation und der Reaktion eines lebenden Täter wäre diese Wunde neu aufgebrochen. Er wäre wahrscheinlich nicht mehr in der Lage gewesen, das gleiche zu tun wie damals. Aber dieser Backflash, diese Erinnerungen an die Grauen von damals, das Allerschlimmste noch einmal aufzuwärmen (Re-enactment in der Fachsprache genannt), schadet – und bringt in der Konstellation keine Veränderung. Täter und Opfer handeln ähnlich wie in der traumatischen Situation. Genauso wie jede Re-Inszenierung des selben Stoffes nichts bringt und schadet. Trotzdem kommen viele Traumatisierte nicht davon los. In ihrer Psyche hat sich ein Muster eingeschliffen, dass sich in regelmäßigen Abständen wiederholt. Die gute Nachricht dazu: Eine Veränderung ist möglich! 🙂 Die Abwärtsspirale und der Teufelskreis kann mit Therapie durchbrochen werden. Wir können das angehen.
‚betrayal trauma‘ – Die Wunde des Verrats oder die erlebten Traumata hinter sich lassen
Trauma bedeutet Wunde, sagt Michaela Huber. Die überlebende Babette hat mir erzählt, dass es nicht funktioniert hat. Ihr Vater hat die „ganze Scheiße“, die sie mit und wegen ihm erlebt hat, nicht mit unter die Erde mitgenommen. Die Verwundungen von ihrem Vater sind unter anderen bei ihr geblieben. Ein Versuch war es wert, fand sie, und sie hat es mir nicht leichten Herzens erzählt. Aber sie konnte davon erzählen, ohne schlechtes Gewissen. Babette wusste zu dem Zeitpunkt bereits, dass ihr Vater ihr Leid und Schmerzen angetan hatte. Das war nicht wieder gut zu machen – und das war nicht einfach zu vergessen, auch wenn es ihre Psyche mit Dissoziation versucht hatte.
Michaela Huber verweist auf Jennifer Freyd und ‚betrayal trauma‘, das Trauma des Verraten-werden. Als Kind kann man sich seine Eltern nicht aussuchen. Wenn einem Kind körperliche oder psychische Gewalt angetan wird, dann versucht die Psyche des Kindes diesen Teil der nahen Bezugsperson auszublenden. Die Bindung geht in diesen jungen Jahren vor und steht vor der Selbstverteidigung. Die Dissoziation oder Abspaltung hüllt die verbrecherische Tat in Nebel, um die Bindung aufrecht zu erhalten. Das Kind ist abhängig von seinen nahestehenden Bezugspersonen. Es wurde verraten von ihm bzw. ihr und musste das Schlimmste erleben – betrayal trauma.1
Und dann kann er es nicht einmal mit in sein Grab nehmen! Wenn das geklappt hätte, dann wäre es ein Totenfest für die Überlebende geworden. Da bin ich mir sicher. 🙂
Samhain und das Fest der Toten – die Grenzen sind dünner
Gestern, heute und morgen sind diese speziellen Tage im Jahr. Das keltische Jahr beginnt mit Samhain. Eine Bekannte schrieb, dass das nach einem irischen Druiden-Kalender immer zu Neumond ist. Dem toten Mond, wie meine Elternfamilie zu sagen pflegte. Nach dem heutigen Sonnekalender und der katholischen Kultur ist es zu Allerheiligen soweit. Das Fest der Toten wird begangen.
Die Totenfeier Allerheiligen
In Vorarlberg in meiner Kindheit musste dafür immer das Grab schön gemacht werden. Die katholische Kirche war gesteckt voll, dauerte länger als üblich und danach gab es noch den Teil des Gottesdienst, wo man wirklich „auf die Gräber“ gegangen ist. Damit war gemeint, dass alle an den Gräbern ihrer toten Angehörigen standen und die Stimme des Pfarrers aus dem Lautsprecher tönte. Es wurde auch genau geschaut, wer seiner Pflicht nicht nachkam und auf dem Friedhof fehlte. Dieses Zeremoniell jedes Jahr veränderte sich erst für mich, als mir echt nahe Stehende unter der Erde waren und ich an deren Grabstätte weilte. Ich fühlte mich verbunden mit ihm oder/und ihr.
Der Totenkult war damit nicht mehr so abstrakt und die Regeln wirkten auf mich nicht mehr so starr. Wie die anderen auf dem Friedhof, wollte ich auch meinen geliebten Angehörigen nahe sein. Mit ihrem Ableben hatten sie ihre Ambivalenz verloren. Erstaunlich finde ich, dass die Bindung noch da ist, obwohl meine beide Eltern nicht mehr leben.
Ich fand es schön, an Allerheiligen Rosenkranz mit meinen Eltern für die Verstorbenen zu beten. Das hat was. 🕯️ Die Widmungen der Rosenkränze waren sehr speziell für mich. Magisch. 🪄 Heute schreibe ich im Berlin, das weder zum Reformationstag am 31.10. noch zu Allerheiligen einen Feiertag hat, diesen Blogartikel. Auch in Würdigung an meine Eltern und als persönliche Widmung an sie – sowas wie mein diesjähriger Rosenkranz für sie. 💫
Moa, Halloween und ausgehöhlte Kürbisse mit geschnitzten Fratzen
Gestern war der Vorabend zu Allerheiligen, Halloween, der auch in Berlin begangen wird. Unsere Enkelkinder waren auch dabei. Man mag das ja halten, wie man will; und nur abtun als U.S.-Import. Für mich ist die Maskerade des Gruselns mehr. Vielleicht kommt da das Morbide des Österreichers durch, meine Musik-Begeisterung für The Cure oder/und die Ästetik von alten Grußel- und Zombi-Filmen wie Nosferatu. Aber auch mein Glaube, dass die Grenzen zu den Toten zu dieser Zeit dünner sind als sonst im Jahr. Das passt gut zum dichten Nebel, der sich in dieser Jahreszeit und in der Nähe vom Ried in Dornbirn (A) über alles legt. Die Toten sind angeblich in dieser Zeit noch einmal näher als sonst.
„trick or treat“ at Halloween – die Dämonen stellen vor die Wahl
Die Geister, Zombies und Dämonen klopfen in der Nacht vor dem 1. November an. Es gab einige Veränderungen in der Zeit, aber es hat sich die Wahl zwischen „trick or treat“ durchgesetzt. Mit „trick“ ist ein Streich, der den Besuchten gespielt wird gemeint, oder is ihnen „treat“ lieber, was für behandeln, jemanden bewirten oder belohnen steht? Die Besuchten sollen die Süßigkeiten oder die „soul cakes“ raus rücken. Im Deutschen hat sich ja als Wahlspruch „süßes oder saures“ durchgesetzt. Besonders interessant fand ich aus der Geschichte von Halloween, dass eine Zeit lang „soul cakes“ verteilt wurden. Die Seelenkuchen waren die Belohnung für die Armen, die für die Verstorbenen der reichen Hausbesitzer beten sollten.2
Wenn Geister, Zombies und Dämonen Dich plagen – Arbeit mit Täter-Introjekten in der Trauma-Therapie
Die Psyche von Menschen hat sich andere Mechanismen zurecht gelegt als die Wahl zwischen „trick or treat“. Besonders wenn es keine Wahl gibt, z.B. bei Nahtod-Erfahrungen und traumatischen Erlebnissen reagiert der Mensch mit struktureller Dissoziation.3 Um das System zum brenzligen Zeitpunkt vor Überlastung und noch größerem Schaden zu schützen, werden Teile der Seele bzw. Psyche abgespalten. (Eine Schamanin nannte das mir gegenüber Seelensplitter.) Diese emotional geladenen Anteile (EP) können in Zukunft Probleme machen und im Inneren des Menschen als Geister, Zombies und Dämonen auftauchen. Vor allem dem Täter nachgebildete Anteile (EPcontrol) sind nicht so leicht zu handhaben. Es ergibt Sinn, ihnen „soul cakes“ zu geben, sie gnädig zu stimmen und sie für sich beten zu lassen. So dass sie nicht gegen Dich, sondern für Dich arbeiten. Täter-Introjekte sind in der Trauma-Therapie auf jeden Fall Thema. Kontaktiere mich gerne dazu .
Die strukturelle Dissoziation legt einen Nebel auf die schlimmen Ereignisse. Die Schleier des Vergessen sind der Schutzmechanismus der Psyche. In der Fachsprache heißt das Amnesie. Die Psyche versucht, das Trauma wegzu-nebeln, zu verschleiern. Aber das geht nicht wirklich.
![Entscheidung: a) wegdrücken und in die Nebel des Vergessens hüllen? b) dem Dämon langsam und nach und nach immer mehr ins Auge schauen mit der Trauma-Therapie; Nebel und die Schleier der Amnesie oder doch das gruslige Original anschauen? Wenn Geister, Zombies und Dämonen Dich plagen – Arbeit mit Täter-Introjekten in der Trauma-Therapie; „trick or treat“ at Halloween – die Dämonen stellen vor die Wahl; Moa [mɔ̃:a:] als Vorarlberger Brauch – Halloween auf Vorarlbergerisch :-) día de los muertos – Das Totenfest in Mexiko; Samhain und das Fest der Toten – die Grenzen sind dünner; Die Totenfeier Allerheiligen; ‚betrayal trauma‘ – Die Wunde des Verrats oder die erlebten Traumata hinter sich lassen; Geschichten zu den Toten und traumatische Erinnerungen an einen Vater; Totenfeiern als Allerheiligen, Allerseelen, Halloween, Samhain und dia de los muertos](https://zuweg.net/wp-content/uploads/2025/11/2025-11-02-Halloween-Figur-600x450px.jpg)
Nebel und die Schleier der Amnesie oder doch das gruslige Original anschauen?
Nebenan habe ich ein Bild von einem Halloween-Geist hochgeladen. Rechts mit Nebel und dem Schleier der Amnesie, links das vielleicht etwas gruslige Original.
Wir hatten diese Schale auf dem Bild gekauft, weil sie auch noch sich bewegen kann und grausig lacht, wenn man einen Knopf drückt. Minea und ich fanden, dass das auch die Kinder erschrecken wird, die sich Süßigkeiten abholen wollen. Es waren auch ein paar kleine da, bei denen wir den Knopf nicht betätigt haben. Aber bei den Größeren war es uns ebenfalls eine Freude. 🙂
Trauma-Therapie soll den Schrecken der grusligen, grausig lachenden Geister und Dämonen nehmen. Um dann nicht mehr in den eingeschleiften, automatischen Denkmustern verhaftet bleiben zu müssen, sondern diese zu verändern.
Moa [mɔ̃:a:] als Vorarlberger Brauch – Halloween auf Vorarlbergerisch 🙂
Als Jugendliche hatten wir großen Spaß, durch die Gassen mit unseren ausgehöhlten Kürbissen zu laufen. Wir platzierten die Kürbisse, versteckten uns – und einer drückte die Klingel und versteckte sich ebenfalls schnell. Dass sei Brauch in Vorarlberg, erzählten wir. Es wird Moa genannt. Wenn ich das richtig recherchiert habe, dann müsste es in der Lautschrift so geschrieben werden: mɔ̃:a: . Nach dem M wird so ein oa gesprochen, wie bei Chanson am Ende. Wir sind mehrere Tage hintereinander moa gegangen, bis die ausgehöhlten Kürbisse das nicht mehr mitgemacht hatten. Wir bekamen Süßigkeiten und ein paar Zwanzig-Schilling-Scheine zusammen (was den Wert von heute 2€ nahe kommt). So zogen wir im Dunkeln von Haus zu Haus mit dem Leiterwagen. Das sind schöne Erinnerungen und wahrscheinlich habe ich deshalb so gute Assoziationen zu Halloween. 🙂
Día de los Muertos – Das Totenfest in Mexiko
Ich weiß nicht, ob Du Bilder vom mexikanischen Totenfest kennst– oder die geschmückten Tot’nschädl?

Minea und ich hatten vor Jahren zum Samhain-Wichteln in einem mexikanischen Laden in Zürich ein Schaukasten erstanden, der eine Szenerie von Toten darstellt. Es ist erstaunlich, wie festlich die MexikanerInnen diese Tage des keltischen Neujahrs begehen. Ich habe gelesen, dass sie die katholischen Traditionen mit ihren indigenen Vorstellungen ihrer Vorfahren vermischt haben. Aber nicht nur dort hat sich die Feier des Totenfest so lebensbejahend durchgesetzt.4
In Mexiko beginnen am Abend vor Allerheiligen die Festtage. Hausaltäre (altares de muertos) und die Gräber auf den Friedhöfen sind geschmückt. Für die Seelen der verstorbenen Kinder (angelitos) sind Kerzen, Wasser und Brot als erste Opfergaben (Ofrendas) bereitgestellt. Der 1. November wird auch ‚Día de los Angelitos‘ (angelitos – kleine Engel) genannt.
Der 2. November ist der Haupttag der Totenfeier. Día de los Fieles Difuntos (Tag der gläubigen Verstorbenen) oder einfach Día de los Muertos (Tag der Toten) ist den verstorbenen Erwachsenen gewidmet. Wobei Día de los Muertos, der Tag der Toten doppeldeutig ist. Damit kann auch der Name des Totenfests und damit die mehrtägige Feierlichkeit gemeint sein.
Das Totenfest Día de los Muertos ist nicht traurig, sondern ein lebensfrohes Volksfest zum Gedenken an die Verstorbenen. Die Seelen der Toten sollen an diesen Tagen für einen Moment zu ihren Familien zurück kehren und sie besuchen. Die Lebenden freuen sich, ihren geliebten Menschen wieder nah sein zu können. 5Dafür schmücken sie die Straßen mit Blumen, die Symbole des Todes und der Vergänglichkeit sind. Skelette und Schädel sind überall zu sehen. Die Calavera Catrina ist zum Symbol des Festes geworden. Der geschmückte weibliche Totenschädel mit dem elegantem Hut bzw. das Frauenskelett sind die Personifikation des Todes.
Mit ‚Noche de los Muertos‘ (Nacht der Toten) sind die Nächte der Feierlichkeiten gemeint. Insbesondere in der Nacht vom 1. auf den 2. November sollen die Toten besonders nah sein. Viele Familien verbringen deshalb die Nacht auf dem Friedhof bei den Gräbern ihrer geliebten Angehörigen.
Will man als (komplex) TraumatisierteR den verstorbenen Angehörigen gedenken?
Die Antwort fällt wahrscheinlich sehr unterschiedlich aus. Jeder Mensch wirkt anders auf Dich und interagiert mit Dir unterschiedlich. Das gilt auch für Verstorbene und ehemalige Interaktionen. Es gibt Peiniger und geliebte Menschen, die in den ewigen Jagdgründen ruhen. Manchen wünscht Du ‚rest in peace‘, anderen kannst Du vielleicht nicht verzeihen, was sie Dir angetan haben. Und dann hatten Täter auch noch ihre unterschiedlichen Seiten und Anteile, die nicht durchgängig aktiv waren. Vielleicht hatten Täter auch manchmal oder selten ihre guten Seiten?
Am Anfang dieses Artikels hatte ich von Babette, einer Überlebenden geschrieben. Babette wünschte sich, dass ihr Vater das ganze Pech, dass er über sie gegossen hatte, mit seinem Tod mitnimmt. Damit es nicht mehr weiter an ihr klebt wie an der Pechmarie. Es hat nicht funktioniert, weil er längst in Babette als Täter-Introjekt wohnte. Ihr Vater war ein (An)Teil von ihr geworden. Damit er nicht noch mehr Unheil anrichtet und sogar seinen körperlichen Tod in Babette überlebt, ist die Arbeit mit Anteilen (nach Michaela Huber) sinnvoll.
Trauma und beinahe tot versus echter Tod und die von uns Gegangenen
Eine Überlebende aus dem Konzentrationslagers Auschwitz, wahrscheinlich Zippi (Zipora) Rosenblum hat gesagt: „Ich bin hundertmal gestorben und habe nur einmal überlebt.“ Sie und andere sind dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen. Ich finde, das Zitat zeigt auch gut, was Trauma bedeutet. Auch wenn der Mensch nicht stirbt, ist die Situation so vernichtend (Annihilation bei traumatischen Erfahrungen ← siehe dazu auch diesen Artikel), dass es Konsequenzen für das zukünftige Leben hat. Der Mensch ist verwundet und gezeichnet, vielleicht sein Leben lang. Wie Pechmarie, an der das Pech kleben bleibt, obwohl sie schon lange durch den Torbogen ging, von dem das Pech herunter gefallen ist. Die Opfer von Trauma können nichts dafür, dass ihnen das passiert ist. Der Täter ist der Schuldige. (Natürlich gibt es auch weibliche Täter.) Aber das Trauma oder die Traumata kleben an den unschuldigen Traumatisierten wie das Pech an der Pechmarie. Und das obwohl das Trauma schon lange hinter ihnen liegt.
Von der Pechmarie und dem Pechvogel zum oder zur selbstbestimmten Überlebenden – Traumatherapie hilft!
Es ist fast egal für die Geschädigten, was aus dem Täter wird. Sie tragen ihn oder sie mit sich herum. Er oder sie ist das Pech, das an ihnen kleben geblieben ist. Das Pech, das sich nicht abwaschen lässt. Die Wunde, die sie versuchen hinter sich zu lassen, aber die immer wieder in Albträumen und ‚backflashes‘ sich zurück meldet. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) macht auf sich aufmerksam. Wenn es zu mehreren Traumata gekommen ist, dann ist das Problem komplexer. Das wird dann komplexe Posttraumatische Belastungsstörung genannt und als kPTBS abgekürzt.
Aber nichts ist festgeschrieben und muss so bleiben. Wir können daran arbeiten. Die Teile-Arbeit nach Michaela Huber hilft. Nicht jedem und jeder in jedem Fall, aber sie hat schon vielen Menschen geholfen. Möglich wäre, dass sie auch Dir hilft. Melde Dich bei mir Link: https://zuweg.net/kontakt-aufnahme/ oder hinterlasse ein Kommentar. Ich höre oder lese gern von Dir. 🙂
Und was ist nun mit den Gestorbenen, die wir geliebt haben? Auch sie wohnen in uns. Durch die Zeit, die sie mit Dir verbracht haben – all die schönen Momente mit diesen Lieblingsmenschen wohnen in Dir! :-* Auch sie sind (An)Teil von Dir geworden.
Feier das Totenfest, um in Verbindung mit den Toten und Deinen Anteilen zu sein! 🙂
Um sie bei uns zu haben, brauchen wir keine Therapie. 🙂 Diese Toten tun uns gut und manche sagen, sie begleiten uns ans Schutzengel. Wie wir uns in ihrer Gegenwart gefühlt haben, das hat sich in uns verankert. Wir können das wieder in unsere Erinnerung rufen, auch wenn diese Momente schon länger her sind.
Trauer als Aktivierung der schönen Erinnerungen nutzen – Tote(n)feiern
Als Abschluss und als frohe Botschaft an alle aktuell Trauernden: Die Energie, die wir mit dem oder der Toten verspürt haben, können wir zu unserer Aktivierung nützen. 🌞🌻 Sie ist keineswegs verpufft, sondern lebt in uns weiter – gerade durch die schönen Erinnerungen an den oder die Tote. 🖤🩶💖🫶
Nicht umsonst feiern die MexikanerInnen die Nächte und Tage der Toten. Feier auch Du das Totenfest; am 31.10. am Abend, am 1. oder 2. November – oder immer, wenn Du in Verbindung mit einem oder einer Toten sein willst.💫
- vgl. https://www.jjfreyd.com/about-research ; abgerufen am 2025-11-01; Seite: „Jennifer Joy Freyd, PhD; Research Betrayal trauma” ↩︎
- vgl. https://www.blank-passau.de/trick-or-treat-wie-suesses-oder-saures-zu-einer-halloween-tradition-wurde ; abgerufen am 2025-11-02; Seitentitel: „Trick or Treat – Wie „Süßes oder Saures“ zu einer Halloween Tradition wurde” ↩︎
- vgl. Buch: ‚The Haunted Self: Structural Dissociation and the Treatment of Chronic Traumatization‘; Autoren: van der Hart, Ellert R.S. Nijenhuis, Kathy Steele; Erstausgabe: November 10, 2006 ↩︎
- vgl. https://www.dw.com/de/lebensfrohes-totengedenken-nothing-is-ever-lost/a-55348277 ; abgerufen am 2025-11-01; Titel der Seite: Lebensfrohes Totengedenken: „Nothing is ever lost” ↩︎
- vgl. https://volksgruppen.orf.at/diversitaet/hfh/stories/3127643/ ; abgerufen am 2025-11-01; Titel der Seite: „Rituale zu Sterben und Tod“ ↩︎
